Das Wort Freund wird oft benutzt , doch selten gibt es treue Freundschaften.
Als sich Sokrates ein kleines Haus baute, fragte ihn einer aus dem Volk : „Du, ein großer Mann, baust so ein kleines Haus?“ Er aber antwortete: „Ich will es nur mit wahren Freunden füllen.“
In unserem Facebook-Zeitalter ist das Wort Freund schnell einmal benutzt.
Doch der Begriff „Freund“ leitet sich von der indogermanischen Wurzel *fri ab, welche die Bedeutungsebenen Schutz und Hilfe, Liebe und Fürsorge, friedliches Zusammenleben und Freiheit implizieren.
Das kann Facebook nicht erfüllen.
Wenn ich in meinem Umfeld schaue, wer diese Tugenden erfüllt,
da stehe ich doch so ziemlich allein auf weiter Flur .
Wahre Freunde zähle ich an einer Hand ab.
Aristoteles teilt Freundschaften in Kategorien ein.
Der Philosoph kategorisiert das Phänomen Freundschaft sodann in die :
Nutzenfreundschaft,
Lustfreundschaft,
Tugendfreundschaft.
Die ersten beiden sind meist zeitlich begrenzt, bis der gegenseitige Nutzen bzw. die gegenseitige Lust verloren gegangen sind. Die Tugendfreundschaft bleibt bestehen, weil sich die Freunde um ihrer selbst willen mögen und schätzen.
Diese Art von Freundschaft ist die, um die es mir wirklich geht .
Mit Blick auf die römische Antike hat das Wort Freundschaft (amicitia) primär die Bedeutung eines Wohlwollens und Wertschätzens Gleichgesinnter . Wer in Rom von amicitia spricht, meint somit nicht unbedingt die gefühlsbestimmte Bindung zweier Menschen, sondern denkt vielmehr auch an Zweckbündnisse.
Zu dem Kreis der Tugendfreundschaften gehören für mich Menschen ( Freunde!), mit denen ich gemeinsam Projekte wie beispielsweise "Artists in Residence" oder die " IVQS Stiftung- gegen Altersarmut bei Schauspielern " gegründet und aufgebaut habe.
Bei meinen Freundschaften fußt alles auf den Gemeinsamkeiten des kreativen Schaffens oder auch allgemeinerer Themen .
Macht und Manipulation haben in meinen Freundschaften nichts verloren.
Meinungsfreiheit und kein Aufzwingen von Anschauungen seines eigenen Verständnisses zu bestimmten Themen sind mir wichtig.
Das gehört zur gegenseitigen Wertschätzung und hat in meinem Wertesystem einen hohen Stellenwert .
Ich unterteile meine Freundschaften auch in zwei Bereiche :
1. privat : Freundschaft im persönlichen Bereich, wo sich echte Freunde gegenseitig Halt geben, sich z.B. in kleinen und großen Notlagen zu helfen oder Rat einzuholen .
2. öffentlich : wo ich Menschen in Gruppen zusammenführe, die dann ggf. zu Freunden werden können. Das ist der Ausgangspunkt für gemeinsame künstlerische - kreative Projekte .
Wer Freunde hat - und die habe ich, muss sich nicht vor der Zukunft fürchten. Freundschaft bedeutet für mich Nähe zu suchen und zu leben und gleichzeitig eine gewisse Distanz zu wahren, die Freiräume zulässt und von Toleranz geprägt ist.
Auf unsere heutige Zeit bezogen heißt dies, dass sich meine wahren Freundschaften nicht im virtuellen Raum abspielen , sondern im „wahren Leben“
Dass in diesem "wahren Leben" der Freundschaften nicht notwendigerweise Platz für viele Personen ist bzw. sein kann, wusste bereits Sokrates.
Trotzdem verändert sich im Zuge der Digitalisierung auch die Freundschaft: Durch die sozialen Medien ist es viel leichter geworden mit Menschen in Kontakt zu treten .
Über die sozialen Netzwerke können wir am Leben von Menschen teilhaben. Über Plattformen wie Facebook, Linkedin , Xing, Wordpress, Twitter ,Instagram und Tumblr habe ich Menschen sowohl in beruflicher als auch in privater, Hinsicht kennenlernen dürfen, die ich heute als Freunde in meinem wahren Leben bezeichnen darf.
Wir haben im digitalen Zeitalter so viele Möglichkeiten.
Doch genau diesen Aspekt möchte ich auch kritisch betrachten. Während ich in der Vergangenheit nur wenige gute Freunde hatte, nämlich diejenigen, mit denen ich z.B. die Schulen, sportliche Aktivitäten, mein berufliches Umfeld in meinem Alltag teilte, so trage ich heute einen virtuellen Freundeskatalog mit mir herum, dem ich zeitlich gar nicht gerecht werden kann .
Für mich ist es auch eher eine Kontaktliste von interessanten Künstlern und Kunstinteressierten. Immer basierend auf meiner Motivation, Künstler zusammenzuführen und um meinem Credo " Künstler helfen Künstlern " entspricht.
Folgt man Aristoteles (384–322 v. Chr.) in seiner Auffassung über die Freundschaft, so macht ein Klick allein definitiv niemanden zu einem echten Freund. In seiner bis heute einflussreichen Systematik der Freundschaftsarten hält Sokrates zunächst , wie von mir oben schon angeführt, fest, dass richtige Freundschaften nur unter Gleichen möglich sind. Es darf seiner Meinung nach kein größeres hierarchisches Gefälle zwischen den Personen bestehen.